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Der Wald allein kann unseren Planeten nicht retten!

Heidingsfeld

Die Rolle des Waldes bei der Begrenzung des Klimawandel beschrieb Dr. Norbert Heidingsfeld in einem
Vortrag im Pfarrheim St. Bernhard in Rodalben. Foto: Majer

Wälder sind ein wichtiger Helfer bei der Bekämpfung des Klimawandels, aber sie können nicht alle Klimaprobleme lösen! Das ist das Fazit eines spannenden, überaus informativen und mit zahlreichen Fotos und Grafiken illustrierten Vortrages, den Dr. Norbert Heidingsfeld auf Einladung des Vereins Partnerschaft Eine Welt Rodalben im Pfarrheim St. Bernhard hielt. Der Titel „Vom Markgraf von Baden bis Waldbaden“ machte deutlich, dass der Forstexperte das komplizierte Thema Wald aus regionaler Sicht betrachten wollte.

Mit dem Rohstoff Holz ist Heidingsfeld, der in Lemberg wohnt, zeit seines Lebens verbunden. In einem Sägewerk geboren, in einem Forsthaus aufgewachsen, leitete er nach dem Studium unter anderem sieben Jahre das Forstamt Westrich in Pirmasens und war danach bis zur Pensionierung fast 18 Jahre als leitender Forstdirektor im Bereich Vertrieb und Gemeinwohlleistungen der Landesforsten Rheinland-Pfalz tätig. „Ich habe mir vorgenommen, sie heute Abend zu erschrecken und zum Nachdenken anzuregen“, begrüßte er die rund 40 Zuhörer.

Dass unser Wald das Ergebnis jahrhundertelanger Waldnutzung und Wiederbewaldung ist, machte er bei einem Streifzug durch die Geschichte deutlich. Um 1600 war das Gräfensteiner Land von einem geschlossenen Laubwald überzogen. Durch Kriege kam es immer wieder zu Kahlschlägen. Mit dem Bau von Glashütten im Hungerpfuhl und in der Steinbach ab 1700, die einen großen „Holzhunger“ hatten, begann die massive Abholzung. Auch die Erzgrube in Nothweiler und das Hüttenwerk in Schönau trugen dazu.

Erst als diese Ende des 19. Jahrhunderts geschlossen wurden, bekam der Wald wieder Ruhe. „Die Rettung der Wälder war nicht die Vernunft sondern die Entdeckung der Steinkohle und die Erfindung der Koksherstellung“, erklärte Dr. Heidingsfeld. Die Verwendung fossiler Energieträger mit Beginn der Industriellen Revolution habe zwar den Wald geholfen, aber durch die Freisetzung von CO2 zugleich den Klimawandel angeheizt.

Nach sieben Jahrzehnten nachhaltiger Waldpflege seit 1945 haben wir heute, „die vorratsreichsten Wälder seit Menschengedenken“, so der Forstexperte. Sie dienen der Erholung vom Wandern bis Waldbaden, werden aber auch bewirtschaftet. Da die Bäume zudem Kohlendioxid (CO2) aufnehmen, im Holz einlagern und reinen Sauerstoff abgeben, sind sie wichtige Helfer bei der Begrenzung des Klimawandels.

Gestritten wird jedoch über den besten Weg der künftigen Behandlung des Waldes, der seit 2018 zunehmend mit Trocken und Schadinsekten zu kämpfen hat. Auf der einen Seite stehen die Befürworter einer nachhaltigen, naturnahen Forstwirtschaft unter dem Motto „Schutz durch Nutzung“, auf der anderen Seite die Protagonisten einer Waldbehandlung ohne Holzernte, die den Wald sich selbst überlassen wollen.

Norbert Heidingsfeld gehört zu der ersten Gruppe: „Wir benötigen Wälder, die möglichst viel CO2 aus der Luft filtern und jährlich viel Kohlenstoff in Bäume speichern.“ Deshalb müssten die Wälder so behandelt werden, dass viele Bäume im mittleren Alter mit hohem jährlichem Zuwachs vorhanden sind. Stillgelegte Wälder wüchsen nur langsam, in der Zerfallsphase werde eingelagerter Kohlenstoff ohne weiteren Nutzen freigesetzt. Der Referent machte folgende Rechnung auf: „Höhere Kohlenstoffspeicherung im Wald und in den verbauten Holzprodukten sind eine wesentlich effektivere Kohlenstoffsenke als stillgelegter Naturwald.“

Doch der Wald allein kann den Klimawandel nicht verhindern – obwohl die deutschen Wälder trotz ständiger Holzentnahme wachsen und nicht schrumpfen. 11 Millionen Hektar Wald können jährlich 88 Millionen Tonnen Kohlendioxid speichern. Die 80 Millionen Menschen in Deutschland verursachen aber 640 Millionen Tonnen CO2 im Jahr. Die Wälder lagern also höchstens 14 Prozent unseres CO2-Ausstosses in den Bäumen ein. „Die Gesellschaft muss somit auch auf anderen Sektoren aktiv werden, um den Klimawandel zu stoppen“, betonte Heidingsfeld. Er dürfe weder verniedlicht noch geleugnet werden.

„Ich weigere mich, den Kopf in den Sand zu stecken und weiterhin nichts zu tun. Ich bin überzeugt, dass wir noch eine Chance haben, wenn jeder an seiner Stelle sein Bestes gibt“, sagte er. Und er forderte alle dazu auf, vor jeder Entscheidung nachzudenken, welche Auswirkungen sie auf das Klima haben könnte. Dazu gelte folgende Reihenfolge: 1. CO2-Ausstoß vermeiden (zum Beispiel auf Urlaubsreise nach Südafrika verzichten). 2. CO2-Ausstoß verringern (wenn schon Urlaub sein muss, dann nicht so weit entfernt), 3. CO2-Ausstoß kompensieren (für den Urlaub an anderer Stelle CO2 vermeiden).

Mit einem Appell beendete Heidingsfeld seinen Vortrag: „Wir alle müssen bei uns selbst beginnen. Denn die größte Bedrohung für unseren Planeten ist der Glaube, dass jemand anderes ihn retten wird“ (fjm)

Wald

Erholung aber auch Holz bietet unser Wald – und er leistet einen Beitrag zur Begrenzung
des Klimawandel. Aufhalten kann er ihn aber allein nicht. Foto: Majer

 
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